Von Esma Storck
Zu keiner anderen Zeit spielt Ernährung eine so entscheidende Rolle für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung wie während der Schwangerschaft, der Stillzeit und den ersten Lebensjahren eines Neugeborenen. Doch welche Ernährung ist für Babys im Beikostalter geeignet? Wir alle wissen, dass sie Fette, Proteine, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralien benötigen. Doch welche genau, aus welchen Lebensmitteln und aus welchen Quellen, wie zubereitet, wie viel davon und in welchem Verhältnis, fragen sich die meisten frisch gebackenen Eltern.
Der amerikanische Ernährungswissenschaftler Weston A. Price (1870–1949), der bekannt wurde, vor allem durch seine wissenschaftlichen Studien über die Ernährungsgewohnheiten abgeschiedener oder traditionell lebender Ur-Völker, würde das in etwa so beschreiben: eine Ernährung aus qualitativ hochwertigen Proteinen von echten (natürlichen und unverarbeiteten) Lebensmitteln, wie Fleisch und Innereien von Weide gefütterten Tieren, hochwertigen Fetten aus Butter, Kokosfett, Olivenöl und Eigelb, genauso wie Nahrungsmittel reich an komplexen Kohlenhydraten wie aus natürlich belassenen, saisonalem Gemüse. In seinen Studien konnte er beweisen: hochwertige, tierische Fette (aus Weidehaltung) helfen Kindern beim Muskel- und Knochenaufbau. Darüber hinaus sind sie die beste Quelle für die fettlöslichen Vitamine E, D, K und A, welche ein normales Wachstum und eine geregelte Hormonproduktion garantieren. Eigelb von Freiland-Hühnern enthalten beispielsweise sehr viel Cholin, Cholesterin und Phospholipide. Sie sind alle essenziell für das Gehirnwachstum und das zentrale Nervensystem von Kindern. Auch Weidefleisch, gekochtes oder gedünstetes Gemüse mit viel Butter oder Kokosöl, pektinarme Früchte sowie selbst fermentierte Getränke wie Buttermilch oder Kefir können Kindern bereits ab dem 6. Lebensmonat angeboten werden. Babys produzieren relativ früh das Enzym Pepsin und ausgeprägte Verdauungssäfte, welche Proteine und Fette aufspalten können. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Muttermilch besteht zu über 50 Prozent aus Fett. Genau das ist der Schlüssel zu Wachstum, Energie und Gesundheit. In traditionellen Kulturen ist es heute noch üblich, dass Mütter mit einer fettreichen Ernährung eine gute Versorgung des Nachwuchses sichern.
Was ist mit Getreide und Getreideprodukten?
Das noch unterentwickelte Verdauungssystem eines Babys hat z. B. im Alter von einem Jahr nur eine begrenzte Enzymproduktion, welche für die Verdauung nötig ist. Es braucht mindestens zwei Jahre (ungefähr zu der Zeit, wenn die Backenzähne vollständig entwickelt sind), bis alle notwendigen Enzyme (z. B. Amylase) ausreichend im Körper produziert werden, um Getreide, Nüsse und Hülsenfrüchte richtig verdauen zu können. Deswegen sollten diese bei der Beikosteinführung relativ spät eingeführt werden, da sie Verdauungsbeschwerden und Allergien auslösen können.
Nachfolgend ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch “Die neue traditionelle Ernährung”. Die aufgeführten Lebensmittel basieren auf der Tabelle der Weston Price Foundation und wurde durch die Autorinnen überarbeitet bzw. erweitert.
GEEIGNETE LEBENSMITTEL FÜR BABYS
UNTER 6 MONATE
Keine feste Nahrung, nur Muttermilch
6 - 10 MONATE
Wenig festes Essen, je nach Verträglichkeit:
• Eigelb, weichgekocht und gesalzen
• püriertes Weidefleisch – Lamm, Truthahn, Rindfleisch, Huhn sowie Fisch aus Wildfang
• Fleisch- und/oder Knochenbrühe – (Huhn, Rind, Lamm, Fisch) zu Gemüse oder separat als Getränk
• Leber von Weidetieren – gebraten und püriert oder roh (vorher 14 Tage gefroren)
• fermentierte Lebensmittel – kleine Mengen Joghurt, Kefir, Dickmilch, Gemüse
• Weidebutter, Butterschmalz und handwerklich hergestelltes kalt gepresstes Olivenöl/Leinöl
• gekochtes/gedünstetes Gemüse – z. B. Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Möhren, Rote Bete
• rohes zerdrücktes, pektinarmes oder gekochtes pektinreiches Obst in Kombination mit Fett (z. B. Butter)
10 - 12 MONATE
Zusätzlich zu den oben genannten Lebensmitteln:
• selbst gemachte Gemüsesuppen und Fleisch-Eintöpfe – alle Zutaten klein geschnitten oder zerdrückt
• Milchprodukte aus Weidehaltung: Rohmilch, Rohmilchkäse, Sahne
• Finger Food – zum Beispiel leicht gedünstete Gemüsesticks, Avocadostücke, Bananenstücke
AB 12 MONATE
Zusätzlich zu den oben genannten Lebensmitteln:
• Getreide und Hülsenfrüchte – richtig zubereitet (eingeweicht, gesäuert oder fermentiert)
• Grünes Blattgemüse – gekocht, mit Butter oder Olivenöl
• Rohkostsalate – Gurken, Tomaten, Paprika, etc.
• Eiklar – gekocht
Esma Storck (zusammen mit Heidi Beeck Autorin des Buchs “Die neue traditionelle Ernährung”, ISBN 978-3-00-073063-4), 2021 erschienen im Selbstverlag